Vortrag: Demokratiebildung

In diesem Beitrag soll es um einen Rückblick auf mehrere Präsentationen gehen, die im Seminar gehalten wurde.

Insgesamt haben mir die Vorträge meiner Kommiliton*innen sehr gut gefallen. Thematisch handelte es sich um eine enorm große Bandbreite. Das war zum einen sehr interessant und abwechslungsreich, zum anderen war spürbar, dass individuelle Interessen super verwirklicht werden konnten. Es war bei jedem spürbar, dass da Begeisterung hinter steckte – das sollte doch eigentlich auch der Idealfall sein. Als Kritikpunkt möchte ich anmerken, dass aufgrund von zeitlichen Zwängen wirklich kaum Raum für zumindest kurze Diskussionsrunden da war. An einigen Stellen hätte ich sehr gerne Anmerkungen gemacht, das war gerade in der ersten Seminarsitzung aber leider nicht möglich. Bei einer Wiederholung des Seminars würde ich schon empfehlen, die Präsentationssitzungen auf zumindest drei Tage auszudehnen, sodass zwischendurch ein Austausch stattfinden kann. Ansonsten habe ich es aber als sehr angenehm empfunden, zur Abwechslung mal wieder ein Seminar besucht zu haben, das nicht durch Referate strukturiert war, da so lange frontale Inputphasen, wie es bei vielen Vorträgen üblich ist, wegfielen und Inhalte stattdessen eigenaktiv erarbeitet wurden.

Demokratiebildung

Bei diesem Vortrag schlug mein Herz natürlich höher, ist doch GRW (Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft) mein Zweitfach und ist mir, gerade was die Didaktik angeht, auch besonders wichtig. Die beiden Referentinnen stellten eingangs dar, welche Vorteile und positive Aspekte Demokratiebildung mit sich bringt, dazu gehörten unter anderem die Steigerung von Empathiefähigkeit, das Spüren von Selbstwirksamkeit und natürlich auch das Einüben demokratischer Werte durch das aktive Erleben dieser. Zur Umsetzung von Demokratiebildung wurde der Beutelsbacher Konsens mit seinen drei Hauptgrundsätzen kurz beleuchtet. Dazu gehören die Schüler*innenorientierung sowie das Kontroversitätsgebot (alles in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutierte muss auch im Unterricht kontrovers abgebildet werden) und das Überwältigungsverbot (eine Indoktrination durch die Lehrperson soll selbstverständlich nicht stattfinden, Schüler*innenmeinungen sind im Rahmen der fdGO zu respektieren).

Sehr gerne hätte ich dazu noch verdeutlichend hinzugefügt, dass um das Überwältigungsverbot ein weit verbreitetes Missverständnis kursiert – viele Menschen interpretieren dies als ein Neutralitätsgebot und behaupten, Lehrpersonen hätten völlige Neutralität zu wahren. Erst kürzlich, mit der Debatte um das Versagen politischer Bildung besonders in Ostdeutschland, kam diese Problematik stärker zur Sprache und resultierte sogar in Forderungen, einen neuen Beutelsbacher Konsens aufzustellen, welcher mit dieser Fehlinterpretation aufräumt und Lehrer*innen stärker dazu ermutigt, in ihrem Unterricht – im Rahmen des pädagogisch Wertvollen  – auch Position zu beziehen. Wir sollten schließlich zeigen, dass auch wir uns auch aus Eigeninteresse für das gesellschaftlich-politische Geschehen interessieren und uns dazu natürlich auch eine begründete Meinung bilden; so dienen wir als Vorbild. Werden Meinungsäußerungen im Unterricht als die eigenen sprachlich markiert und andere Äußerungen selbstverständlich respektiert, so würde ich da keine Probleme sehen. In der idealen Diskussion diskutiert die Lehrperson mit den Schüler*innen gleichberechtigt.

Die Referentinnen hoben eine Reihe an Partizipationsmöglichkeiten für Schüler*innen hervor, beispielsweise Klassensprecher/Schülerrat und Mitsprache bei der Planung von Ausflügen sowie in der Auswahl von Themen im Wahlpflichtbereich. Ich würde dem beispielsweise noch Fragen der Methodik hinzufügen (zB Lieber Gruppenarbeit/Partnerarbeit/Einzelarbeit? Als Lernprodukt lieber ein Erklärvideo herstellen, ein Plakat oder eine digitale Präsentation?) sowie Raumgestaltung, womit ausdrücklich auch Schulgebäude und -hof miteingeschlossen sind. Schule soll ein Ort sein, an dem die Schüler*innen sich wohlfühlen und mit ihren Wünschen ernst genommen fühlen. Sicherlich kann nicht immer alles umgesetzt werden, aber im Rahmen auch der finanziellen Möglichkeiten sollte meines Erachtens auf jeden Fall auf die Ideen der Kinder und Jugendlichen geachtet werden. Meine eigene Erfahrung war in dem Zusammenhang leider eher von Niedergeschlagenheit als von Selbstwirksamkeit geprägt – die versprochenen Bänke und Fahrradständer waren bis zuletzt einfach nicht da. Bloße Lippenbekenntnisse bestätigen im schlimmsten Falle das Bild, welches einige Menschen später von ‚denen da oben in der hohen Politik‘ bekommen: Dass zwar viel geredet, aber wenig tatsächlich getan wird. Dabei zeigen viele Positivbeispiele dass es auch anders geht und Schüler*innen sogar bei Personalentscheiden mitreden dürfen. In der aktuellen Ausgabe der GEW-Zeitschrift ist Demokratiebildung das Titelthema. Dort wird exemplarisch an mehreren Kindertagesstätten gezeigt, dass bereits die Kleinen große Demokrat*innen sein können. Im Artikel wird von einer Reihe an positiven Folgen berichtet, so fordern Kinder auch in ihrer Familie demokratische Mitbestimmungsrechte, zeigen ein überraschendes Maß an Kreativität, wenn ihnen Entscheidungen zur Raumgestaltungen überlassen werden und werden Kita-Abgänger*innen in Grundschulen als besonders engagiert und kritisch hinterfragend wahrgenommen.

Der Artikel stellte für mich einen willkommenen Aufhänger dar, mit meiner Mutter, die selbst stellvertretende Leiterin in einer Kita ist, über das Thema zu reden. Das Demokratiekonzept ihrer Kita beginnt bereits bei den Kippenkindern. Ihnen wird beispielsweise selbst überlassen wird, wie viel sie essen möchten. Während früher der Teller aufgegessen werden musste, wird heute auf die Signale des Kindes geachtet und dem Wunsch der Kinder nach mehr oder weniger Essen gefüttert. Neben einer gesunden Entwicklung des Sättigungsgefühls führt dies natürlich auch zu einer ersten Erfahrung, dass eigene Entscheidungen respektiert werden – obwohl die Kinder noch nicht sprechen können, ist eine erster Schritt in Sachen Demokratie gemacht. Im Kindergarten werden den Kindern weitere Möglichkeiten der Partizipation eröffnet; so wird in einem pädagogisch abgesteckten Rahmen von den Kindern über die Gestaltung des Tagesablaufs entschieden (zB draußen spielen oder drinnen?), unter welchem Motto die Faschingsfeier stehen soll, aber auch kleine Dinge wie die Zusammensetzung des gesunden Frühstücks. Später, im Hort, können die Kinder mit Stift und Papier eigene Vorschläge für die Gestaltung des Ferienprogramms einreichen, von denen viele in der Regel auch umgesetzt werden.

Zusammengefasst: Positive Erfahrungen von Demokratie sind von immenser Bedeutung, um verantwortungsvolle, mündige Bürger heranwachsen zu lassen, die geprägt von ihren Erinnerungen motiviert sind, sich in der Gesellschaft weiter zu engagieren und für demokratische Werte einzustehen. Demokratie funktioniert letztendlich nur, wenn in einer Gesellschaft auch ausreichend Demokrat*innen leben – und die entstehen nicht von alleine. In Bildungseinrichtungen muss Demokratie daher als fundamentales Prinzip gelebt werden.

Bildquelle: 

Photo by Markus Spiske on Unsplash.

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